22.-27. Juli 2018: zum 5. Mal im Kosovo oder "Hochzeitsparty von Daniela und Eshref"
(Teil meiner Autobiografie "Ich habe gelebt !" Letzte Aenderung: Vers. 1.1 vom 18. Okt. 2020)


Die Sterne stehen für die ethnischen Gruppen der Albaner, Bosniaken, Roma, Serben, Türken und die Goranen, das sind die Minderheiten der Aschkali und Kosovo-Ägypter.

Als Daniela und Eshref am 28. August 1998 im st. gallischen Abtwil heirateten, ging es in meinem Inneren auf und ab. Ich strahlte nicht das aus, was ein glücklicher Vater normalerweise ausstrahlt. In der Zwischenzeit bin auch ich glücklich über die Partnerwahl von Daniela und Eshref geworden. Ich lernte in Eshref einen lieben und sympatischen Schwiegersohn kennen.

Vor 2 Jahren, als ich das letzte Mal im Kosovo weilte, entstand während einer der täglichen Tee-Stunden auf dem damals neuen Sitzplatz der Plan, den 20. Hochzeitstag von Daniela und Eshref als 2. Hochzeitsfest zu feiern und dies im Kosovo mit all den hiesigen Verwandten und albanischen Freunden.

Bereits zum 5. Mal flog ich in diesem Jahr in den Kosovo und auch diesmal stand ein grosses Fest auf dem Programm. Wir feierten mit 175 Gästen den 20. Hochzeitstag meiner Tochter Daniela mit ihrem Eshref, ihren 40. und auch meinen 75. Geburtstag.

Diesmal war auch Doris dabei, meine frühere Frau und Mutter von Daniela. 5 Jahre sind es her, seit ich sie zum letzten Mal gesehen hatte. Mich hat Ihre Präsenz nicht gestört. Sie war für mich ein Besuch wie jeder andere. Daniela war glücklich, dass ihre beiden leiblichen Eltern dabei waren.

Für die Kosovaren hat es eine besondere Bedeutung, wenn ein Familien-Oberhaupt sie besucht. Diese Tradition kennen wir im westlichen Europa nicht mehr. Hier in der Schweiz bin ich der Max und nichts mehr. Im Kosovo hingegen werde ich von den Jungen und Alten der dortigen Grossfamilien ehrenvoll und respektvoll behandelt, und zum einheimischen Oberhaupt plaziert. Das Wort "Respekt" wird immer wieder ausgesprochen. Ein ungewohnte Art der Ehrerbietung, die ich erlernen musste.

Im Gegensatz zu früheren Besuchen, war das Wetter nicht besonders. Es war trüb und regnerisch. Auch typische südländische Gewitter prasselten nieder.

Für mich waren diese Tage nicht so turbulent, wie in den vergangenen Jahren. Ich hatte meine Ruhezeiten und genoss nach dem Aufstehen mit Eshref den morgendlichen Kaffee im Restaurant Konaku.

Aber auch diesmal habe ich die Tage genossen. Ich war ein Gast und lebte das Gast-Sein aus. Ich fühlte mich wohl in Shushica unter der Krasniqi-Familie. Es wird nicht mein letzter Besuch sein!

Zum besseren Verständnis: Who is Who

Es ist einfach kompliziert, die Familien-Zusammenhänge zu kennen. Dies ist aber nicht nur im Kosovo der Fall, dasselbe gilt auch in meiner Familien-Geschichte. Zum besseren Verständnis der Bilder und der benannten Personen, versuche ich die familliären Zusammenhänge zu beschreiben.

Abriss Elternhaus und Bau einer Garage mit Haushalträumen

In den 2-3 Monaten vor meiner Ankunft haben Eshref und Daniela das alte, baufällige Elternhaus abreissen und in den Hang davor eine Garage samt Bastelraum und Waschüche bauen lassen. Ueber Internet-Video-Kameras haben sie während der ganzen Dauer den Baufortschritt von der Schweiz aus verfolgen und auch eingreifen können. Im April während eines Besuches bei ihnen zu Hause in Wil konnte auch ich den Arbeiten über 4 Kameras auf dem grossen Fernseher zuschauen. Für mich als abgebrühten Internetler waren diese bis vor kurzem futuristischen Möglichkeiten erstaunlich.

Als ich dann in Shushica eintraf, sah ich das ganze Bauwerk in der Realität. Es fehlte nur noch weniges. Ein Wasser-Abfluss im Bastelraum wurde durch die Baufirma vergssen und die motorisierten Garagetore sollten in den nächsten Tagen geliefert werden.

Die neue Wohnumgebung in Sushica
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Blick vom ehemaligen Standort des Elternhauses

Blick von der Pergola des neuen Wohnhauses auf die Garage.
Das alte Elternhaus stand oberhalb der neuen Garage

Buchungs-Odyssee

Ursprünglich plante und buchte ich 10 Tage im Kosovo und zwar vom 17. - 27. Juli. Im April bezahlte ich noch 220 Euro für den Hin- und Rückflug. Leider machte mir ein paar Tage später meine Augenkrankheit einen Strich durch meine Rechnung. Ich musste die Reise verschieben, weil ich mir am vorgesehenen Reisetag in Basel die nächste Spritze verabreichen lassen musste.... ich aber ab Ljubljana abfliegen wollte/musste.

Ich versuchte umzubuchen, was mir nicht gelang, weil der Help-Desk von Adria-Airways während eines slowenischen Feiertages 1 Woche zu machte. Einzig eine Notfall-Nummer war verfügbar und diese arbeitete langsam. Sie war überlastet.

Guter Rat war teuer. Zufällig vergewisserte ich mich, ob am nächstmöglichen Reisetag, dem Sonntag 22. Juli noch Plätze verfügbar waren: 1 Platz zeigte mir das Internet an. Alarm! Es galt schnell zu handeln! Ich buchte unverzüglich den letzten freien Platz und bezahlte dafür 211 Euro, aber nur für den Hinflug.

Tage später kam dann die Meldung des Notfall-Helpdesk, ich müsse ein Arzt-Zeugnis vorlegen, aber der gewünschte Flug sei ausgebucht!!!!! Klar, ich habe den letzten Platz geordert!

Schlussendlich hat alles geklappt, der Hin- und der Rückflug. Ich bekam keine Probleme, weil ich den nicht benutzten Hinflug vom 17. Juli verfallen liess.

22. Juli: Fahrt von Istrien nach Ljubljana

Ich bin an Reisetagen immer gestressed und nervös. Genau gleich wie meine Mutter, die bereits Stunden vor einem solchen Ereignis ihren Hut aufsetzte. Ich habe immer Angst, zu spät zu kommen. Es könnte ja so viel auf der Fahrt nach Ljubljana passieren, Stau am Zoll und/oder der Autobahn. Die Ratschläge meiner Freunde beruhigten mich wenig. Ich plane lieber genügend und viel Zeit ein. Mein Navi meinte 2:30 Stunden, ich plante 4 Stunden ein ... und war prompt 2 Stunden zu früh!!

In der Tat passierte nichts aufregendes, wenn man vom dichten Nebel und der eher tiefen Aussen Temperatur von 16-19 Grad Celsius im Raume Ljubljana absieht. Der Nebel war extrem dicht und erlaubte nur reduzierte Geschwindigkeit. Das Navi führte mich mit grosser Sicherheit zum Hotel Jezersek in Zgornji Brnik nahe vom Flughafen, wo ich einen Parkplatz für meine Zeit im Kosovo reserviert hatte.

Ich traf in der Tat zu früh ein. 2 Stunden genau, bis der Taxi mich abholen sollte. Um die Wartezeit zu versüssen, bekam ich einen feinen Kaffee. Den Parkplatz reservierte ich mir über den Internet-service "www.parkcloud.com", 20 Euro musste ich für die 6 parktage bezahlen. Darin inbegriffen waren auch das Taxi zum und vom Flughafen. Ein Bombenservice? Als ich fragte, wie der Taxi weiss, wann das Flugzeug in der Realität von Pristina kommend landen werde? Meinten sie: Sie verfolgen über die Flugnummer die aktuelle Landzeit!

Rumänisches Flugzeug "Carpatair"
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Einchecken in Ljubljana - Flug mit der Carpatair

Auch zum Einchecken war ich viel zu früh. aber dies ist bei mir normal und hält meinen Blutdruck tief. Nun habe ich genug Zeit fürs Shopping und fürs Schreiben an diesem Bericht. Es ist immer noch wolkig im Umraum des Flughafens. Der dichte Nebel hat sich jedoch aufgelöst. Es ist weiterhin kühl d.h. um die 18-19 Grad C.

Mit 15 Minuten Verspätung startete die Fokker-100 mit dem Schriftzug "Carpatair". Es war eng gestuhlt. Drei und zwei Sitze in einer Reihe. Normalerweise rollen Flugzeuge zum Start an den Anfang der Startpiste, halten dort an und bringen die Motoren auf Hochtouren, bevor sie die Bremsen lösen und starten. Die Carpatair hielt aber nicht an, sondern drehte vom Rollweg mit unverminderter Geschwindigkeit auf die Startbahn und startete voll durch. Ein unangenehmes Gefühl bestrich mich. Ich hatte doch Adria Airways gebucht und nicht Carpatair?. Der folgende Flug und auch die Landung blieben ohne Komplikationen. Später schaute ich im Google nach. "Carpatair" ist eine rumänische Fluggesellschaft mit 3 Flugzeugen und ist seit 2013 bankrott.

Landung in Pristina und Fahrt nach Shushica

Um 16:45 landete ich in Pristina. Ich war einer der ersten, die durch die Immigration und den Zoll in die Ankunftshalle stürmte, wo ich von Daniela, Eshref und Anina abgeholt wurde. Daniela mit sillbernen Haaren. In ihrem VW Passat gings über die neue Flughafen-Schnellstrasse in Richtung Pristina. Ich braucht nicht einmal mehr eine halbe Stunde bis nach Shushica.

Frühstück
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Erstmals sah ich die neue Garage und das fehlende Elternhaus, das sie im Frühjahr abgerissen hatten. Begrüsst werde ich auch von Suli, Garfur und Milaim samt Familie. Ich fühlte mich wie zu Hause. Schlafen durfte ich in "meinem" Zimmer, dem Zimmer von Leon! Der arme musste im Wohnzimmer mit dem Fernseher schlafen! Kurze Zeit darauf war der Tisch bereits mit vielen Leckereien gedeckt. Ein Traum. Essen ohne Besteck mit den Fingern. Das Internet funktionierte und ich konnte mit dem Ankunfts-Erfolgsmeldungen über WhatsApp beginnen.

Shopping in Pristina

Es war mein Wunsch, wieder einmal nach Pristina zu fahren und dort durch die Strassen zu bummeln. Zudem wollte ich noch einkaufen! Dabei kamen wir wiederum an dem alten Haus vorbei, das mich bereits vor 15 Jahren anlässlich meines ersten Kosovo-Besuches beeindruckter. In der Zwischenzeit hat sich Pristina zu einer Gross-Stadt mit gegen 500'000 Einwohner gemausert. Ein Viertel der Kosovo-Bevölkerung wohnt in Pristina. Vom alten zentralen Markt ist nichts mehr zusehen.

Pristina
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Hochzeitsfest in der Nachbarschaft

Wenn man die Töne von Flöten und Trommeln hört, dann deutet dies auf ein Fest hin. In der Tat fand unterhalb der Strasse eine Hochzeit statt. Die Familien dort seien über Ecken und Kanten mit seiner Krasniqi-Familie verwandt, meinte Eshref. Aus diesem Grund konnte ich mich problemlos unter die Gäste mischen, auch wenn ich nicht anlassgemäss gekleidet war, sondern nur in Shorts und einem Leibchen.

Hochzeit in der Nachbarschaft
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Besuche bei Verwandten

Wenn sich zwei Menschen-Kinder kennenlernen und heiraten, verbinden sich auch zwei Familien miteinander. Es ist dann üblich, dass sich beide Familien kennenlernen. Die Familie von Merita, der Ehefrau von Nehat (Bruder von Eshref), wollte den Schweizer-Zweig von Daniela kennen lernen und lud uns ein.

Ich konnte mich knapp an den Weg zu ihrem Haus erinnern, denn ich vor 11 Jahren zurücklegte, als wir Merita, die Braut von Nehat zur Hochzeit abholten. Vorallem das baufällige Brückchen 100 m vor dem Haus blieb mir unvergesslich, denn damals konnte die lange, weisse, amerikanische Stretch-Limousine nur ohne Insassen sprich Braut darüber fahren. Sie mussten aussteigen.

Nach unserer Ankunft wurde ich vom Hausherrn zu sich auf sein Kanapee geleitet. Wir zwei waren die Familien-Oberhäupter. Ich glaube, wir verstanden uns recht gut. Um uns sass links die Eshrefs-Familie und rechts die Merita-Familie mit ihren 2 Brüdern und Ehefrauen. Dann gab es traditionsgemäss den Begrüssungs-Imbiss mit Limonade, Tee mit Gebäck, Kuchen mit Kaffee und als Abschluss Früchte.

Zum Abschied erlebte ich eine weitere herzliche Tradition: es gab ein kleines aber schönes Abschiedsgeschenk: ein paar Socken.

Die Kosovaren machen überhaupt gerne Geschenke. Sie haben zwar nicht viel Geld, aber mit kleinen Geschenken oder einem Baglava-Gebäck zeigen sie einem ihre Zuneigung. Wahrlich eine schöne Tradition! Ich muss mir dies merken. Nächstes Mal auch so etwas von zu Hause mitbringen. Nicht nur Basler Läckerli.

Donnerstag, 26. Juli 2018: Die grosse Jahrhundert-Party

Das Brautpaar
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Vorbereitung, Aufregung

Bereits Tage vor dem grossen Fest begann die Zeituhr zu ticken: Die Nerven und auch die Aufregung stieg an. Im Festsaal musste die Sitzordnung abgesprochen und die Tisch-Dekoration abgegeben werden, die Daniela mit grosser Liebe zusammengestellt hatte. Dabei kam es zur lustigen Episode, als der Chef des Hauses den Eshref fragte: Warum spricht Deine Frau (Daniela) immer vom Papi und zeigte auf mich. Er ist Schweizer und sie Kosovarin? Bis Eshref ihn aufklärte, dass Daniela wohl ein 100%-iges albanisch mit dem einheimischen Akzent spricht, aber wirklich Schweizerin sei!

Bereits am Tag vor dem Fest haben die Frauen ihre Abendroben anprobiert. Es ist im Kosovo üblich, dass Frauen im Laufe eines Abends 2 oder 3 verschiedene Abendkleider tragen. Ohne Aufregung ging da nichts ab. Bei Anina mussten wir noch schnell zur Schneiderin, um das Kleid zu kürzen. Bei Dabiela mussten die Aermel eingenommen werden.

Eshref brauchte weisse Unterhosen und Nehat kaufte sich seinen ersten blauen Anzug seit seiner eigenen Hochzeit. Nehat mit d'blauer Fliege und Merita in ihrem figurbetonenden Abendkleid sahen wie aus der "Vogue"-Zeitschrift entsprungen aus.

Ich schrieb und probte meine Ansprache, die ich als Oberhaupt halten wollte. Nehat bekam mein Manuskript, denn er sollte synchron ins Albanische übersetzen.

Am Festtag war es bewölkt und regnerisch. Die Männer waren beschäftigtigt, denn sie mussten die Frauen zur Nagelpflege, der Friseuse und der Kosmetikerin bringen ... vielleicht auch in anderer Reihenfolge. Sie wollten auf Vordermann gebracht werden. Und zurück kamen Schönheiten wie aus Modezeitschriften. Ein Augenschmaus für uns Männer. Es stimmt einfach: im Kosovo hat es die hübschesten Frauen.

Alle sind bereit - es kann los gehen
 

Das Foto- und Film-Team

Wie es sich im Kosovo gehört, haben Daniela und Eshref ein Foto-Team bestehend aus 2 Fotografen und einem Video-Operateur engagiert. 300 Euro haben sie für diese Dienstleistung bezahlt und als Gegenleistung gegen 600 Fotos und ein Video erhalten. Die Qualität der Fotos war teilweise eher peinlich. Oft waren die Füsse abgeschnitten, die Bilder überbelichtet und was noch schlimmer ist, unscharf. Ich musste die gelungenen Bilder, die ich in diesem Bericht verwendete, allesamt bearbeiten.

Da das Wetter schlecht war, musste aufs Foto-Shooting im Freien verzichtet werden. Sie haben es vor dem Restaurant-Saal nachgeholt

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Verliebt wie am ersten Tag vor 20 Jahren
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Es geht los: Begrüssung, tanzen und nochmals tanzen

Als Familienoberhaupt der "Lehmänner" musste ich mit den Krasniqis am Eingang zum Festsaal stehen und die eintreffenden Gäste mit "shüshe ey'e mir" begrüssen, was heissen sollte: "Geht es gut?"

Pünktlich um 19 Uhr trafen die ersten ein. Die letzten auch wieder pünktlich um 20 Uhr. Schlussendlich waren es 175. Die meisten kannte ich aus den Vorjahren. Es war berührend, wie sie mich herzlich begrüssten und auch umarmten.

Punkt 20 Uhr schritten Eshref und Daniela als Brautpaar in den Saal. Lorena und ihre Kusine Alina streuten Rosenblätter. Alle Gäste standen auf und klatschten. Dann eröffneten das Brautpaar mit einem Tanz den Abend, wir Gäste schlossen uns ihnen an. Als Brautvater hätte ich mich an vorderer Position einreihen sollen. Dies habe ich aber vergessen, als ich Daniela und Eshref zusah, wie sie stolz und glücklich hereinkamen.

Das Tanzen holte ich dann aber weidlich nach. Wir tanzten mit kleinen Unterbrechungen bis am Morgen. Ich war eifrig dabei, machte wenige Pausen und wagte mich sogar an den Anfang des Tanz-Reigens.

Es wird getanzt
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Es wird weiter getanzt
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Schnappschüsse I

Schnappschüsse I
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Meine Ansprache an das Brautpaar und die Gäste

Etwas später kam dann mein Part. Ich hielt eine kurze Ansprache in Deutsch. Nehat übersetzte sie synchron ins Albanische. Es war mir wichtig zu zeigen, was mir diese zweite Hochzeit mit all den Verwandten aus dem Kosovo bedeutete, wie ich Eshref in mein Herz geschlossen habe und wie wohl ich mich im Kosovo fühle.

Das Duo Max und Nehat bei der Ansprache
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Liebe Freunde und Verwandte des Brautpaares
Liebes Brautpaar

Als erstes möchte ich mich vorstellen: Die meisten kennen mich. Ich bin der Vater von Daniela. Vor 20 Jahren haben Eshref und Daniela in der Schweiz geheiratet. Es war eine kleine Hochzeit. Wir waren nur etwa 30 Gäste. Davon nur ein paar Verwandte aus dem Kosovo, die in der Schweiz wohnten.

Für mich war die Situation nicht einfach, aber heute bin ich glücklich mit der Wahl meiner Tochter. Ich mag Eshref sehr. Eshref wurde mein neuer Sohn. Ich wünsche beiden für die weitere Zukunft alles Gute!

Durch ihn bin ich bereits zum 5. Mal im Kosovo und habe den Kosovo lieben gelernt. Der Kosovo mit seinen Gross-Familien ist ein grossartiges Land. Ich liebe das Essen mit den Händen ohne Besteck.

Ganz speziell bedanke ich mich heute bei Mejdi und seiner Frau. Sie haben mich anlässlich der Hochzeit aufgefangen und meine Gefühle etwas verstanden. Sie haben mich zur Hochzeit ihres Sohnes Sinan eingeladen und mir dadurch den Kosovo näher gebracht. Wie erinnere ich mich an den Tanz auf der breiten Hauptstrasse in Pristina, der den ganzen Verkehr zum erliegen brachte. Es wurde zu einem unvergesslichen Erlebnis.

Mit Enver verbindet mich ein ganz spezielles Verhältnis. Mit ihm habe ich die weitere Umgebung von Pristina bis Peja kennen gelernt... das spezielle dabei war, ich habe ihn nicht verstanden und er auch mich nicht. Er spricht nur albanisch und ich verstehe kein Wort albanisch. Mit Händen und Füssen verbrachten wir einen einmaligen Tag zusammen.

Heute feiern wir nicht nur den 20. Hochzeitstag, sondern eine richtig grosse Hochzeit, die ihren Namen verdient, aber diesmal im Kosovo.

Wir feiern aber auch den 40. Geburtstag von Daniela und meinen 75. Geburtstag. Lasst uns alle zusammen feiern!

Da mein albanisch schlecht ist, habe ich mir eine Gastrednerin zugelegt: Mein Sonnenschein Lorena .... sie möge dem Brautpaar und uns allen viel Glück bringen.

Auch die kleine Lorena hatte brilliert und ihre Sätze ohne zu stottern präsentiert. Nehat und ich hatten den Text auf dem Handy als Spickzettel. Ich auf Deutsch, Nehat auf albanisch. Ich habe mich zwar nicht ganz ans Manuskript gehalten, aber es hat dennoch bestens geklappt. Die Gäste waren begeistert.

... und sie redeten weiter
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Schnappschüsse II

Schnappschüsse
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Zu wem gehören wohl diese Augen? Daniela oder Merita?
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Oben = Daniela, Unten = Merita

Gruppenbilder der Familien Krasniqi, Lehmann und Pajaziti

Familienbilder
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Patriotische Gesänge

Zwischen der Vorspeise und dem Hauptgang beim Essen wurde vor dem kleinen Tanz-Orchester ein runder Tisch von etwa 150cm Durchmesser mit 20-30cm Abstand zum Boden gestellt. Darauf standen Bierflaschen sowie eine Rinds-Fleischplatte. Die Männer setzten sich auf den Boden um diesen Tisch. Auch mich holten sie, ich wollte eben eine Tanzpause machen, und setzten mich zu vorderst hin.

Dann begann die Musik patriotische (Kriegs-)Gesänge anzustimmen, und die Männer sangen aus vollem Halse mit. Die Bierflaschen wurden geöffnet, ohne Oeffner notabene, einzig durch aufschlagen auf den Tisch. In fröhlicher Kampfesstimmung wurde Brüderschaft getrunken und gegenseitig angestossen. Ich war voll integriert und mitgerissen. Die Frauen standen um uns herum und fotografierten.

Dieser Gesang sollte eine Situation im Krieg darstellen. Die Kämpfer setzten sich in einer Gefechtspause zusammen und stärkten sich mit Fleisch und Bier.

Patriotische Gesänge
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Die Hochzeitstorte

Zu einer Hochzeit gehört eine Hochzeitstorte samt anschneiden und anschliessendem Anstossen mit echtem Sekt!

Hochzeitstorte
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Die hübschen Albanerinnen aus dem Kosovo

Ich hasse diese Emanzen-Debatten über die Erniedrigung der Frauen, wenn sie sich hübsch machen. Die Natur hat nun mal bei den Menschen die Frauen hübscher gemacht, als die Männer. Die Natur hat aber auch richtig reagiert, und die meisten Emanzen bei der Verteilung der Schönheit durchgewunken. Man schaue sich nur die Alice Schwarzer an, eine weibliche Kampf-Hyäne.

Ganz anders die albanischen Frauen. Ein Gedicht an Weiblichkeit und Schönheit. Und sie lieben es, sich für ein Fest aufzupeppen. Mit falschen Haarteilen, falschen Wimpern entstehen Stars wie in Hollywood. Ich erinnere mich an das vorletzte Jahr, als mir Tina Turner entgegenkam und mich auf Schweizerdeutsch ansprach.

Hübsche Albanerinnen
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Unerwartete Geburtstags-Torte

Spät am Abend gabs aber auch für mich eine grosse und unerwartete Ueberraschung: Eine grosse Geburtstagstorte wurde hereingefahren. Ich war derart perplex und konnte es nicht glauben, dass diese für mich sein sollte.

Sie mussten mich zur Torte schieben, derart stand ich neben den Schuhen. Ich musste die Torte anschneiden und das Stück auf einen Teller legen. Dann bekam ich von Daniela den ersten Bissen in meinen Mund geschoben. So will es die Kosovo-Tradition und soll viel Glück bringen. Ein enorm emotionaler Moment, der mich extrem berührt hat. Anschliessend stiessen wir mit Orangensaft und Champagner an. Es blieb mir ein Rätsel, warum ich Orangensaft erhielt? (Bem: Daniela meinte dazu, dass im Kosovo ältere Männer keinen Alkohol trinken! Ich ergänzte dazu: Ob sie dann weniger Dummheiten machen?) Alle Gäste standen um uns herum und jubelten. Ein Wahnsinns-Erlebnis. Einmalig und unvergesslich für mich.

Die grosse Ueberraschung: eine Geburtstags-Torte für mich
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Anstossen zum Geburtstag
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Daniela und Eshref gaben mir folgende Erklärung zum Orangensaft: Im Kosovo vertragen ältere Leute keinen Alkohol.

Um 2 Uhr früh verabschiedeten sich die Gäste

Es war kurz nach meiner Geburtstags-Torte. Alle waren müde und verabschiedeten sich, ohne zu vergessen, mir zum Geburtstag alles Gute zu wünschen. Auch ich war müde und vorallem durchnässt vom Tanzen. Es war ein herrlicher und zu 100% gelungener Abend. Die zweite Hochzeitsfeier von Eshref und Daniela war Spitze und einmalig! Es war ein weiser Entscheid vor 2 Jahren.

Ich wünsche dem Hochzeitspaar alles Gute für die Zukunft

27. Juli: Rückflug nach Ljubljana und Fahrt nach Istrien

Um etwa 3 Uhr in der früh kam ich zum Duschen und ins Bett. Ich schlief unruhig. Um 9 Uhr war mein erstes Schlafbedürfnis gestillt. Ich stand auf und packte meine Habseligkeiten zusammen. Als Eshref auch wach war, gings zum Kaffee ins Restaurant Konaku. Alim, ein Cousin von Eshref ist der Besitzer. Aber bereits nach den ersten Schlücken mussten wir aufbrechen. Die Firma mit den Garagentoren für die neue Garage war unterwegs nach Shushica.

Anschliessend gab es wie gewohnt das Frühstück, das eher einem Mittagessen glich. Ich war bereits reise-nervös. Um 12:30 verabschiedete ich mich und vergass um ein Haar meine Tasche mit dem Geld und den Dokumenten! So ein Blödmann! Dann gings mit dem Auto von Nehat auf den Flughafen. Das Auto von Eshref spinnte! Ich vermute und hoffe, dass es nur die Elektronik und kein mechanischer Schaden ist.

Nach dem Einckecken ging alles wie am Schnürchen. Das Flugzeug startete 10 Minuten zu früh und landete 20 Minuten zu früh in Ljubljana. Dort wartete bereits mein Taxi, das mich zurück ins Hotel Dvor Jezersek brachte, wo ich in meinen Skoda umsteigen konnte. Bereits nach 2,5 Stunden kam ich in Istrien an. Ich fuhr über den Zollübergang Buzet, weil ich Angst vor grossen Staus durch den Ferienverkehr hatte. Aber nichts davon. Weder auf der Autobahn noch vor dem Zoll. Hingegen auf der Gegenfahrbahn in Richtung Norden stauten sich die Fahrzeuge bis nach Ljubljana. War es nur der Rückreiseverkehr oder waren es die Besucher zum F1-Rennens in Ungarn?

 

Autobiografie von Max Lehmann
Schafmattweg 13, CH-4102 Binningen
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